Donnerstag, 10. Juni, 19.30 Uhr: ... und führe uns nicht in Versuchung - Vortrag von Prof. H.-C. Askani

Donnerstag, 10. Juni, 19.30 Uhr: ... und führe uns nicht in Versuchung - Vortrag von Prof. H.-C. Askani

Donnerstag, 10. Juni, 19.30 Uhr: ... und führe uns nicht in Versuchung - Vortrag von Prof. H.-C. Askani

# Vorankündigung

Donnerstag, 10. Juni, 19.30 Uhr: ... und führe uns nicht in Versuchung - Vortrag von Prof. H.-C. Askani

Mit dem folgenden Link können Sie den Vortrag von Prof. H.C. Askani zur Vaterunserbitte am Donnerstag, 10. Juni, 19.30 Uhr, mit verfolgen: https://www.youtube.com/watch?v=Pw2q_5AUpJQ


Wort für den Tag

Und führe uns nicht in Versuchung. Mt. 6, 13


Impuls - von Marc Blessing

Die Vaterunserbitte "und führe uns nicht in Versuchung" ist in der katholischen Kirche der französisch-sprachigen Gebiete von der bisherigen Formulierung "... ne nous soumets pas à la tentation" geändert worden in "ne nous laisse pas entrer en tentation". Die neue Regelung trat am 1. Advent 2020 mit Beginn des neuen Kirchenjahres in Kraft. Die Neu-Formulierung hat weltweit eine heftige Debatte ausgelöst.  


In der deutsch-sprachigen Welt wurde vorgeschlagen, zu übersetzen: "... und überlass uns nicht der Versuchung". Allerdings lehnte die deutsche katholische Bischofskonferenz mit Verweis auf "philologische, exegetische, liturgische und nicht zuletzt auch ökumenische Gründe" eine Änderung ab. Und auch die Evangelische Kirche in Deutschland bekundete, sie sehe keine Notwendigkeit einer Neuformulierung. Anders die französischen welschen Protestanten: Sie haben die Reformulierung der katholischen Kirche übernommen. 


In den Kirchen der deutschsprachigen Schweizer Gebiete bleibt es bei der traditionellen Fassung.


Aber darf man einfach so eine bislang zutreffende Übersetzung ändern? Und verbiegt man damit nicht den altgriechischen Urtext?


Im Griechischen Urtext steht: καὶ μὴ εἰσενέγκῃς ἡμᾶς εἰς πειρασμόν - peirasmos heißt übersetzt: Prüfung, Probe, Versuch. Man könnte also auch übersetzen "und führe uns nicht in Prüfungen hinein" oder "setze uns nicht einer Prüfung aus" oder "stelle uns nicht auf die Probe" oder, auch das steckt im Wort "Peiras" drin: "führe uns nicht an die Grenzen". Alles wären legitime und exegetisch korrekte Übersetzungen. 


Das Verb eisenegkes setzt sich zusammen aus "eis" und "phero"= eisphero, was "hinein-tragen", "hinein-führen", "hinein-bringen" bedeutet und in der 2. Person Singular Aorist Konjunktiv gefasst ist, was so viel bedeutet wie: "du sollst uns nicht hinein geführt/gebracht/ getragen haben". 


Hilft das? Eine Übersetzung muss sowohl den Wortsinn entschlüsseln helfen als auch - und da wird es (noch) komplizierter - sachgemäß sein. Ist es sachgemäß, von Gott als einem zu sprechen, der in Versuchung führt? In der Bibel ist es eigentlich der Diabolos, der versucht. Aber auch Gott stellt auf die Probe, führt an Grenzen, fordert heraus. Aber "versucht" er auch?  


Im Jakobusbrief Kapitel 1, Verse 13-15, heißt es: Keiner, der in Versuchung gerät, soll sagen: Ich werde von Gott in Versuchung geführt. Denn Gott kann nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun, und er führt auch selbst niemand in Versuchung. Jeder wird von seiner eigenen Begierde, die ihn lockt und fängt, in Versuchung geführt.


Im 1. Korintherbrief Kapitel 10, Vers 13 heißt es: Gott ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über eure Kraft hinaus versucht werdet.


Wir sehen: Die Rede vom "versuchenden Gott" ist nicht unbiblisch.  Die Parallelstellen (und es gibt noch mehr) erlauben es aber, die irritierende Übersetzung in der Vaterunserbitte zu überprüfen und ggf. zu re-formulieren. In der katholischen Kirche kann der Papst und die Kongregation darüber entscheiden. In den evangelischen Kirchen gibt es keine Zentralautorität wie den Papst. Da müssten die Synoden und Weltbünde entscheiden. Und das kann dauern. 


Wie denken Sie darüber? 


Wenn Sie jetzt fragen: Was sagen denn die Theologieprofessoren darüber? Dann haben Sie Glück. Denn am Donnerstag, 10. Juni, wird Prof. Hans-Christoph Askani, Uni Genf, um 19.30 Uhr in der Lutherischen Kirche über genau diese Frage einen Vortrag halten. Sie sind herzlich eingeladen, in die Kirche zu kommen (Anmeldung per Anmeldeformular erforderlich). Wir übertragen den Abend aber auch per live-stream zu Ihnen nach Hause.  


Eine gesegnete Woche!

Ihr Marc Blessing


Gebet für jeden Tag

Vater unser im Himmel, 

geheiligt werde dein Name. 

Dein Reich komme. 

Dein Wille geschehe, 

wie im Himmel so auf Erden. 

Unser tägliches Brot gib uns heute. 

Und vergib uns unsere Schuld, 

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. 

Und führe uns nicht in Versuchung, 

sondern erlöse uns von dem Bösen. 

Denn dein ist das Reich 

und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. 

Amen.


Notre Père qui es aux cieux,

Que ton nom soit sanctifié,
Que ton règne vienne,
Que ta volonté soit faite sur la terre comme au ciel,

Donne-nous aujourd'hui notre pain de ce jour,
Pardonne-nous nos offenses,
Comme nous pardonnons aussi,
A ceux qui nous ont offensés,
Et ne nous laisse pas entrer en tentation,
Mais délivre-nous du mal.

Car c'est à toi qu'appartiennent le règne,
La puissance et la gloire,
Pour les siècles des siècles,

Amen!


Und hier eine schöne Aufnahme von "Vater unser im Himmelreich" von Johann Eccard, Text: Martin Luther: https://www.youtube.com/watch?...

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